Baloo
USA 7 - Das Autorennen
Kurz & bündig
- Walnuss Campingplatz
- Baloo am Autorennen
- Es war Fred!
- Aussicht gesucht
- WhiteTop Mountain

Freitag, 11. Juli 2025 – Walnuss Campingplatz
Weit gefehlt! Die Eisenbahn fährt unregelmässig, auch in dunkelster Nacht. Und ist keine leise S-Bahn, wie in heimatlichen Gefilden, sondern ein Güterzug mit zwei 40 Fuss Container übereinander und ist so lang, dass sein Gedröhn mehrere Minuten andauert.
Der Platz an und für sich wäre ideal, direkt am Fluss, mit angrenzendem Park, Picknicktischen, Toilette und Mülleimern.
Wir planen die nächsten Übernachtungen und sehen, dass bei Harvest Hosts eine Autorennbahn Plätze für Wohnmobile anbietet. Da am Samstag ein solches Rennen statt findet, melden wir uns dort an.
Während Erich den Blog aktualisiert, macht Annette einen Spaziergang im Park.
Nach dem Mittagessen fahren wir den Platz an, den wir eigentlich für gestern vorgesehen hatten. Auf dem Weg zum Walnut Flats Campground, im Jefferson National Forest, kommen wir am Dismal Wasserfall vorbei. Es hat hier einige Familien, die das Becken unterhalb des Wasserfalls als Badebecken benutzen. Wir schauen dem Treiben eine Weile zu und kehren zu Baloo zurück. Es hat hier eindeutig zu viele Leute und Hunde.
Wir schauen uns verschiedene Plätze im Wald an, landen schlussendlich auf dem offiziellen und kostenlosen Campingplatz. Wir sitzen draussen im Schatten des Waldes. Als Annette das Abendessen auf dem Gasgrill kocht, überrascht uns ein heftiger Platzregen. Diesmal reicht es nicht, um alles trocken verstauen zu können. Als der Spuck vorbei ist, fängt das grosse Abtrocknen und Aufräumen an. Es hat etwas abgekühlt, ist aber sehr schwül. Von Baloo aus, sehen wir zwei Rehe, die sich im Dickicht des Waldes verstecken.
Samstag, 12. Juli 2025 – Baloo am Autorennen
Wir bleiben bis nach dem Mittag auf diesem schönen Platz, an dem wir auch länger geblieben wären. Aber wir haben heute ja etwas besonderes vor. Auf dem Weg zur Rennautorennbahn, füllen wir im Walmart unsere Vorräte auf.
In Wytheville treffen wir am Nachmittag auf dem Gelände der Race- Bahn ein. Wir erkunden das Gelände, kaufen unsere Tickets und sehen, dass wir unsere Campingstühle ans Rennen mitnehmen können. Es sitzen schon etliche Leute hier und schauen dem Treiben zu. In der Mitte der Rennbahn, die aus Lehm besteht, warten die Race Autos mit ihren Anhängern und der Crew, die oft aus Familienmitgliedern besteht, bis sie sich für das Rennen am Abend qualifizieren können.
Wir können beobachten, wie die Bahn gewässert wird und ein Auto das Wasser in die Bahn „einarbeitet“. Dann folgen die Qualifyings in jeder Kategorie über 3 Runden. Der Lärm ist ohrenbetäubend, an Schmerz- und Gesundheitsgrenze, sodass Annette Ohrstöpsel holen geht.
Der Himmel wird immer dunkler und es fängt pünklich auf den Rennstart zu regnen an. Es gibt einen Unterbruch und wir ziehen uns zurück ins Womo. Nach einer Stunde ist der Regen vorbei und wir setzen uns wieder an die Rennbahn. Der Lehm der Bahn ist durch den Regen aufgeweicht und glitschig wie Seife. Zuerst muss die Bahn wieder präpariert werden. Dazu fahren einige alte PW’s in die entgegengesetzte Richting. Zuerst ganz vorsichtig, dann immer schneller. Ein älterer Herr, so scheint es uns, hat riesigen Plausch mit seinem silbrigen 70er Jahre Wagen über die Bahn zu driften. Nach etwa einer Stunde wird die Richtung gewechselt. Wieder eine Stunde später ist die Bahn für die Rennen bereit. In der Zwischenzeit hat uns ein rührender, öffentlicher Heiratsantrag über Mikrofon, neben der Bahn unterhalten.
Vor dem Rennen werden wir über die Lautsprecher aufgefordert, für das Gebet (kein Witz und in Europa undenkbar!) und die Nationalhymne aufzustehen. Wir sehen uns die verschiedenen Katogorien der Rennen an. Nach jedem Rennen gibt es eine kurze „Siegerehrung“, wo die drei besten einige Worte sagen können.
Um Mitternacht verabschiedet sich Annette, da es aussieht, als wäre der Event bald zu Ende. Erich kommt dann einige Rennen und anderthalb Stunden später, als wirklich alles zu Ende ist.
Das war ein Erlebnis der besonderen Art! Nebst dem Gebet vor dem ersten Rennstart hat uns überrascht, wie die Qualifikationen und die Rennen fair verlaufen sind.
Sonntag, 13. Juli 2025 – Es war Fred!
Wir haben entsprechend lange geschlafen. Beim Rollläden öffnen, sehen wir einen Pickup, der langsam um unser Womo fährt. Es ist Fred, der Besitzer der Rennbahn. Ob wir mit ihm auf die Bahn wollen? Natürlich! Wir steigen ein und fahren mit dem 84-jährigen Mann auf die Bahn. Sein Sohn habe das Geschäft jetzt übernommen. Er habe gestern beim Unterbruch mit einem PKW die Bahn wieder präpariert. Und wir erinnern uns an den älteren Mann, der ganz schön freudig Gas gegeben und Slides gezeigt hat! Ja, das sei er gewesen bestätigt er uns mit einem verschmitzen lächeln!
Er erzählt uns eine Menge über die Präparation und die verschiedenen Arten des Lehms (sein Lehm sei 99.9% rein und der beste im ganzen Land, bestätgte ihm einmal Dr. „Dyrt“, die Koryphäe aus Kalifornien), über die Autos und über sein Leben. Er ist sehr positiv und dankbar eingestellt und hat Humor. Er hat uns beeindruckt.
In einer Runde tritt er dann auch etwas auf’s Gas und wir fahren mit 70km/h über die Rennbahn mit den 27% steilen Steilwandkurven. Gestern gab es Höchstgeschwindigkeiten von 200km/h! Die Bahn ist ½ Meile und 3 Zoll lang, gestern wurde der Rundenrekord mit 15.556s auf eine neue Bestmarke gesetzt!
Wir verabschieden uns von ihm und fahren unser ausgewähltes Nachtlager im Jefferson Forest an. Doch die letzten 4.5km sehen sehr schmal und steinig aus. Ein Pickup kommt uns entgegen und Erich fragt den Mann, ob er denke, dass wir durchfahren könnten. Der Fahrer rät uns davon ab. Also müssen wir umdisponieren. Erich findet in der Nähe einen anderen Platz im Wald, wo wir den Rest des Tages auf 1111müM lesend und Fotos bearbeitend verbringen.
Diesmal regnet es nicht, als Annette unsere Hamburger auf dem Grill zubereitet. Es kommen zwei Jäger vorbei, die das Revier ausgekundschaftet haben. Bald beginnt die Jagdtsaison und sie wollten sich schon mal einen Überblick verschaffen, wo sich die Tiere aufhalten. Auf die Frage, ob es hier auch Bären hat, antworten sie mit „ja, es hat einige hier.“
Montag, 14. Juli 2025 – Aussicht gesucht
Da wir mitten im Wald stehen, haben wir keine Aussicht und auch kein gutes Internet. Erich möchte beides ändern und hat einen Platz mit Aussicht auf 1660müM gefunden. Der Weg dorthin sei für fast jedes Fahrzeug machbar, steht in der Beschreibung. Und tatsächlich ist die Naturstrasse schön breit, die uns in die Höhe bringt. Der Regen hat die Strasse an einer Stelle ziemlich ausgewaschen und wir legen ein paar Steine zu den bereits bestehenden, um eine Brücke über die tiefe Rinne zu legen. Baloo und Erich meistern die Stelle und die Strasse führt uns zu einem herrlichen Platz mit grandioser Aussicht. Da es Mittagszeit ist, wirft Baloo noch keinen Schatten, in den wir uns draussen setzen könnten. Und für das Tarp ist der Boden zu hart. Der Schatten kommt und wir können bei sehr angenehmen Temperaturen die Aussicht und die Bergwelt geniessen. Erich muss zwischendurch arbeiten.
Dienstag, 15. Juli 2025 bis Freitag, 18. Juli - WhiteTop Mountain
Hier gefällt es uns, hier lassen wir uns nieder – wenigstens für ein paar Tage. Denn es haben sich auch schon wieder viele Pendenzen angehäuft. Eine Baubehörde will Schemas gezeichnet, Sicherheitsanlagen in einem separaten Raum untergebracht haben. Es sind diverse Zeichnungen nötig, da können wir grad noch den Raum optimieren. Weiter arbeitet Erich an verschiedenen Expertisen, grossartig, dies unterwegs machen zu können. Die Aussicht ist auch nicht schlecht, der Boden gerade und der Parkplatz nicht übermässig besucht.
Auch gilt es, die hunderten von Fotos durchzusehen und zu bearbeiten, den Blog nachzutragen, den Blog auf einer neuen Plattform aufzubauen und Rechnungen zu zahlen. Auch die Tochter braucht einmal Hilfestellung, bis der Geschirrspüler wieder läuft.
Die Tage sind also gut gefüllt, die Schweizer Frauenfussballnati spielt auch noch. Das dürfen wir auch nicht verpassen. Wichtigstes Kriterium dieser Tage ist also ein gutes, schnelles und stabiles Internet!
Das Wetter ist anfangs noch gut, schlägt dann aber in Nebel und zeitweise Regen um. Wir beobachten, wie sich der Nebel verschiebt und immer wieder andere Wolkenformationen freigibt. Jeden Abend sehen wir Wetterleuchten über den anderen Bergrücken aufblitzen. Bis auf den zweitletzten Abend werden wir von Gewittern verschont.
Wir stehen freudig autark. Das Wasser reicht noch, Abwasser- und Goldwassertank nicht einmal halbvoll. Die Akkus ganz voll und die PV Anlage bringt bis 120% ihrer nominalen Leistung. Aussen 14°C, innen 20-25°C und das ohne Heizung. Zusammen mit der Aussicht, der Ruhe und der Bergwelt ist es genau so wie wir uns das Camperleben mit Baloo vorgestellt haben. Die wahren Camper sind aber 200m von uns weg und kämpfen in ihren Zelten gegen die massiven Regengüsse in der Nacht. Nein, wir beneiden sie nicht.
Auch nicht die Rehe, die auch hier richtig nah und fast zutraulich sind. Denn für uns wäre es zu kühl draussen im Wald und die Schwarzbären brauchen wir auch nicht.
Die nächsten 2-3 Wochen planen wir hier oben auch noch, denn wir wollen Freunde in der Nähe von Atlanta besuchen. Dazwischen liegen aber noch einige Sehenswürdigkeiten!
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