Baloo
USA 5 - Shenandoah National Park
Kurz & bündig
- Blackwater Wasserfall
- Tropennacht und Mückenalarm
- bei Lisa
- im Shenandoah National Park
- Amish People
- Tim und Luna Moth
- Baloo zickt

Freitag, 27. Juni 2025 – Blackwater Wasserfall
Wir fahren bereits zum Mittagessen nach Davis. Das von uns im Internet ausgesuchte Restaurant ist aber geschlossen. So suchen wir ein anderes, welches nicht so gute Bewertungen hat, dafür in der Nähe des Blackwater Wasserfalls liegt. Das Essen ist ganz okey. Am Nebentisch wird Deutsch gesprochen und wir kommen mit dem Vater und seiner Tochter aus dem Erzgebirge ins Gespräch. Die Tochter absolviert hier ein Praktikum als Erzieherin bei einer Familie mit einem authistischen Kind. Da die Mutter in kein Flugzeug steigt, ist der Vater alleine zu Besuch gekommen.
Nach dem Essen sehen wir uns den Blackwater Wasserfall an. Zuerst von einer Aussichtsplattform aus, wo wir Dave treffen. Er ist, wie so viele, von Baloo beeindruckt. Er rühmt die Lebensqualität in Virginia. Er sei bereits in 48 der 50 Bundesstaaten gewesen, habe dafür aber 40 Jahre gebraucht. Mit nur zwei Wochen Ferien pro Jahr komme man nicht sehr weit, aber jetzt sei er pensioniert.
Auf der anderen Seite des Flusses steigen wir bis zum Wasserfall hiunter. Das Wasser ist wirklich fast schwarz, also sehr dunkelbraun, was auf moorigen Boden schliessen lässt und die vielen Rhododendren und Farne hier in der Umgebung erklärt.
Wir peilen einen Platz aus unserer Boondockers und Harverst Hosts App an. Wir haben dort für eine Nacht reserviert, doch die angegeben Koordinaten führen uns nicht dorthin. Mit einiger Detektivarbeit finden wir den Platz dann doch. Da wir uns nur noch auf 268 müM befinden, ist es empfindlich wärmer.
Am Abend schauen wir uns einen Film an und es gibt ein paar Regentropfen.
Samstag, 28. Juni 2025 – Tropennacht und Mückenalarm
Wir haben eine Tropennacht hinter uns und es ist sehr schwül. Darum verlassen wir den Platz bereits früh am Morgen und fahren wieder in die Hügel. Über eine gute Schotterstrasse geht es durch den Wald, wo wir immer wieder Rehe und Raubvögel beobachten können. Den Campingplatz im George Washington Forest finden wir aber nicht. Wir sind bereits wieder auf 900müM oben, auf einer Krete, als wir mehrere Fahrzeuge bei einem Aussichtspunkt mit Kreuz stehen sehen. Sie sagen uns, dass wir vor etwa 5 km hätten abbiegen sollen. Als Erich fragt, ob sie hier die Aussicht geniessen, sagen sie, dass sie eben das Kreuz für ihre Tochter aufgestellt hätten. Wir entschuldigen uns, dass wir sie dabei gestört haben. Ihre Tochter Alison wurde nur 19 Jahre alt.
An einem Schattenplatz essen wir zu Mittag, bevor wir Baloo wenden und wieder zurückfahren. Von dieser Seite herkommend, können wir den Wegweiser zum Campingplatz gut sehen, doch auf dem Hinweg hatten wir keine Chance, diesen zu sichten. Wir nehmen gleich den ersten Platz im Wald. Draussen ist es schwül und wir warten auf angenehmere Temperaturen. Erich kühlt sich inzwischen mit der Aussendusche das erste Mal ab.
Wegen der Bäume haben wir nur sehr schlechtes Internet. Wir wollen für die nächsten zwei Tage Campingplätze im Shenandoah National Park reservieren. Es ist aber extrem mühsam mit dem Internet. Also fahren wir wieder aus dem Wald, reservieren unsere Plätze auf zwei verschiedenen Campingplätzen und stellen uns wieder in den Wald. Draussen kreucht und fleucht es – Mückenalarm! Das zwingt uns, drinnen zu bleiben. Wir schauen einen Film, den Annette in ihrem Geburtstagskalender hatte.
Sonntag, 29. Juni 2025 – Bei Lisa
Wir bleiben bis zum Mittag im Schatten des Waldes. Für heute Abend haben wir bei Harvest Hosts eine private Übernachtung in Woodstock gebucht. Dort dürfen wir frühstens um 15 Uhr eintreffen. Also fahren wir gemütlich aus dem George Washington Forest und sehen dabei 9 Rehe, die toten nicht gezählt.
In Woodstock kaufen wir für die nächsten Tage im Nationalpark ein und auch ein süsses Geschenk für unsere Gastgeber heute Abend. Da Annette im Walmart keine Toblerone findet, kauft sie Lindt Schokokugeln.
Lisa begrüsst uns auf ihrer Veranda und nimmt sich Zeit mit uns zu plaudern. Sie und ihr Mann, der als Pilot gerade in Amsterdam ist, reisen gerne und waren auch schon in der Schweiz. Natürlich waren sie in Luzern, Zürich und am Rheinfall. Doch leider konnten sie die Lindt Fabrik nicht anschauen, da diese geschlossen war. Da haben wir ja das richtige Mitbringsel erwischt!
Ihr Mann fliegt für die Panam von Philadelphia aus. Er benötigt jeweis 5 Stunden, bis er dort am Flughafen, seinem Arbeitsplatz, ist. Ihren Trailer haben sie in Wisconsin abgestellt und müssen die weit über 1000km jeweils auch fliegen, um ein paar Tage in ihrem Camper verbringen zu können. Solche Distanzen können wir uns in der Schweiz überhaupt nicht vorstellen.
Wir dürfen uns auf der sehr grossen Wiese vor ihrem Haus für die Nacht hinstellen.
Lisa wird am Abend für uns recherchieren, wo ein guter Ort wäre, um den Unabhängigkeitstag am 4. Juli zu verbringen.
Montag, 30 Juni 2025 – Im Shenandoah National Park
In der Nacht mussten wir zwischendurch nochmals die Klimaanlage laufen lassen, ansonsten haben wir gut geschlafen. Lisa bringt uns am Morgen das Resultat ihrer Recherchen vorbei, bevor sie mit einer Freundin fitten geht. Sie hat uns einige Vorschläge für Events am 4. Juli gemacht. Da wir irgendwo übernachten müssen, kommen nur Anlässe in Frage, bei denen wir Baloo in der Nähe abstellen können. Wir finden einen Campingplatz in der Nähe eines Events und reservieren dort eine Nacht.
Anschliessend machen wir uns auf zum Shenandoah National Park, wo wir am Nordeinang gleich einen Nationalpark-Pass für ein Jahr lösen. Leider machen wir damit den strategischen Fehler, dass wir am letzten Tag eines Monats den Pass erstehen. Hätten wir ihn morgen gekauft, wäre er einen Monat länger gültig gewesen. Ja nu. Who cares.
Wir fahren über den Skyline Drive in den Park hinein, bis zur ersten Information, wo wir eine Karte bekommen und von einem Ranger über die im Park lebenden Tiere unterrichtet werden. Es hat aber soviele Mücken, dass wir den Vortrag nicht bis zu Ende anhören.
Wir fahren auf dem Skyline Drive an dutzenden von Aussichtspunkten vorbei. An manchen steigen wir aus, andere durchqueren wir einfach. Irgendwo essen wir zu Mittag und dann gibt es einen kurzen Regenschauer, die nasse Strasse dampft nun richtig!
An Tieren sehen wir nur Rehe und Eichhörnchen, es soll aber auch Schwarzbären, Luchse, Otter, Stinktiere, Wiesel und Murmeltiere geben.
Am späten Nachmittag checken wir auf dem Campingplatz ein und sitzen bei angenehmen Temperaturen im Schatten draussen. Zwei Rehe und ein Streifenhörnchen beehren uns mit einer kurzen Visite, im Camping!
Zum Abendessen gibt es Pankakes mit Ahornsirup, Heidelbeeren und einer fälschlich gekauften Cranberrie Sauce. Annette dachte, es seien ganze Cranberries und kaufte diese ursprünglich für ein „Caflutti“.
Plötzlich werden wir von einem Platzregen überrascht und räumen in rekordschnelle alles in unsere Garage. Der Spuk ist schnell vorüber aber wir haben keine Lust mehr, alles wieder auszuräumen und ins Nasse zu sitzen. So verbringen wir den Abend in unserem gemütlichen Baloo.
Dienstag, 1. Juli 2025 – Amish People
Es war eine ruhige und „kühle“ Nacht hier oben auf gut 1000müM. Wir machen uns früh startklar für unsere Wanderung zu den Dark Hollow Wasserfällen. Der Parkplatz ist bereits gut besucht, als wir uns auf den Weg durch den Wald, einem Bach entlang, machen. Wir verweilen eine Weile mit den anderen Besuchern beim Wasserfall. Eine Amish-Familie gesellt sich auch dazu, wir kommen aber nicht ins Gespräch. Sie fallen mit ihrer Kleidung, ihren Frisuren und ihren Hüten deutlich auf. Die Amish stammen ursprünglich aus Europa, der Schweiz, dem Elsass und Süddeutschland. Ende des 17. Jahrhunderts haben sie sich unter der Führung von Jakob Amman von den Mennoniten abgespalten. Sie bevorzugten eine strengere Auslegung der Bibel und eine konservativere Lebensweise. Wegen religiöser Verfolgung wanderten sie im 18. Jahrhundert nach Nordamerika, hauptsächlich nach Pennsylvania, aus.
Wir machen uns wieder an den Aufstieg zum Parkplatz.
Auf unserer Weiterfahrt auf dem Skyline Drive, klingelt Erichs Handy. Liebe Freunde aus der Schweiz melden sich und wir tauschen Neuigkeiten aus.
Es ziehen dunkle Wolken auf und es beginnt zu regnen, als wir auf dem Loft Mountain Campground ankommen. Bei der Anmeldung wird Annette nahegelegt, immer das Fahrzeug abzuschliessen, da die Bären wissen, wie sie die Türen öffnen können. Auch darf kein Essen oder Abfall draussen gelagert werden. Dafür gibt es extra „Bärenboxen“, wo man diese Dinge sicher verwahren kann. Annette muss unterschreiben, dass sie dies zur Kenntnis nimmt. Bei Verstoss werden die Sachen von Rangers weggeräumt und man muss eine Busse von 80 Dollar bezahlen.
Letzten Mittwoch wurde ein Bär im Camp gesichtet. Leider mussten sie einen anderen Bären erschiessen, der in ein Auto eingebrochen war.
Wir finden unsere Parzelle im Wald und warten bis der Regen aufhört. Nebel zieht auf. Es ist so feucht, dass unsere Mückenrollos ganz nass sind. Die Regenpause ist sehr kurz und es regnet mehr oder weniger die ganze Nacht hindurch. Nur in einer Waschanlage wäre Baloo sauberer geworden.
Mittwoch, 2. Juli 2025 – Tim und Luna Moth
Der Regen hat aufgehört. Erich muss ein paar Mails beantworten, bevor wir den Platz verlassen, unsere Tanks leeren und Frischwasser bunken.
Wir fahren zu einem Aussichtspunkt, wo wir unsere Stühle herausnehmen und die Aussicht geniessen. Ein älterer Herr, Tim, mit Rucksack schwer bepackt, spricht uns an. Nach einem kurzen Gespräch setzt er seine Wanderung fort. Einige Minuten später kommt er wieder zurück und zeigt uns ein Foto von einem ganz speziellen Tier: einer „Luna Moth“. Erich geht mit Tim mit und fotografiert dieses Tier, das ein Schmetterling aus der Familie der Pfauenspinner ist.
Wir schauen uns den Auftaktmatch der Schweizer Frauen Fussball-Nationalmannschaft an der Heim- EM gegen Norwegen an. Leider verlieren wir diesen, trotz einer guten Leistung unserer Frauen.
Wir fahren aus dem Shenandoah Nationalpark, der uns mit seinen 79 Aussichtspunkten viele Ausblicke beschert hat, die sich aber mit der Zeit auch immer wieder glichen: Hügel und Wälder. Die Wolkenbilder waren jedes Mal individuell.
Auf dem Blue Ridge Parkway fahren wir wenige Kilometer bis zu einem Aussichtspunkt, der den Blick in eine Ebene frei gibt. Es scheint ein beliebter Ort zu sein, um den Sonnenuntergang anzuschauen. Als es eindunkelt sind wir dann allein und geniessen eine ruhige und kühle Nacht.
Donnerstag, 3. Juli 2025 – Baloo zickt
Wir telefonieren mit Erichs Eltern, seine Mutter hat heute Geburtstag.
Schon früh kommen die ersten Ausflügler an diesen Platz und bestaunen die Aussicht. Auch uns gefällt es hier, darum bleiben wir bis gegen Abend. Dann verschieben wir uns nur einige Kilometer auf einen Wanderparkplatz. Auf dem Weg dorthin zickt Baloo und will nicht seine ganze Leistung abrufen. Es scheint, dass er nur im Notlauf fährt. Wir fahren in einem Picknickplatz hinein, schalten den Motor aus, warten einen Moment und nachher läuft Baloo, als wenn nichts gewesen wäre. Und das ohne ihn mit Honig beglückt zu haben. Wir atmen auf!
Auf dem Wanderparkplatz sitzen wir draussen, essen zu Abend und schauen der Sonne beim Untergehen zu.
Reiseroute
