USA 3 - Cape May

EF • 20. Juni 2025

Kurz & bündig

  • Wir sind keine Ornithologen
  • Atlantic City am Flaggentag
  • Cape May
  • Womophobie
  • Freddies Pond
  • am Marsh Creek
  • ein fauler Tag


Freitag, 13. Juni 2025 – Wir sind keine Ornithologen

Wir hatten eine ungestörte Nacht und es hat etwas abgekühlt. Im nahegelegenen Walmart decken wir uns mit Lebensmitteln ein. Annettes Kreditkarte wird, wie die letzten Male, nicht akzeptiert, zum Glück hat sie noch eine zweite Karte dabei.

Wir haben einen Vogelbeobachtungspark ausgemacht, den wir besuchen wollen. Das Gebiet hier ist sehr sumpfig. Wir können im Edwin B. Forsythe Wildlife Park mit dem Auto durch das Feuchtgebiet fahren und etliche Tiere beobachten. Wir sehen ganz kleine Krebse mit nur einer Schere, die sich zu hunderten seitwärts am Wasser bewegen. Da wir keine Ornithologen sind, können wir die Vögel, die wir mit dem Teleobjektiv zu fotografieren versuchen, nicht benennen. Aber wir freuen uns trotzdem über ihre Vielzahl. Auf verschiedenen Holzgerüsten haben Raubvögel genistet und wir können einige Jungvögel in den Nestern ausmachen. Vom Aussichtsturm aus überschauen wir die Sumpflandschaft aber die Vögel sind von hier oben noch kleiner…

Wir fahren weiter nach Atlantic City, der zweitgrössten Kasinostadt der USA, nach Las Vegas.

Beim Parkplatz des Atlantic City Aquariums fragt Annette im Aquarium nach, ob wir auf dem Parkplatz übernachten dürften. Niemand weiss das so genau. Nach einem Telefonat mit einer Vorgesetzten heisst es, man wisse es nicht, aber es gäbe immer wieder Camper, die das tun. Wir übersetzen dies mit «ihr könnt schon bleiben». Wir können auch nirgends ein Verbotsschild ausmachen.

Nach dem Abendessen spazieren wir beim Einnachten in den historischen Teil Gardner’s Basin ans Meer mit Blick auf die Brigantine Bridge und einem Teil der grossen Kasinos.

Wir bleiben also hier stehen über Nacht, obwohl alle anderen Autos den Parkplatz zum Teil lautstark verlassen haben.

 

Samstag, 14. Juni – Atlantic City am Flaggentag

Wir hatten eine ungestörte Nacht bis kurz nach sieben, als ein Laster eine Mulde neben uns auf dem Parkplatz abgestellt hat. Heute scheint hier Entsorgungstag zu sein. Etliche Leute kommen mit ihren Pickups und werfen den Inhalt ihres Kofferraums in die Mulde. Ein anderes grosses Fahrzeug, das mit „Global Dokument Services, On-Site Shredding“ angeschrieben ist, vernichtet Dokumente, die von den Bürgern vorbeigebracht werden. Auch wir werden gefragt, ob wir etwas zum Shreddern hätten. Mit der Ruhe ist es aber definitiv vorbei.

Ausserdem feiert die USA heute den Flag Day. Er soll an die Einführung der amerikanischen Flagge erinnern, ist aber kein gesetzlicher Feiertag. Da er aber mit dem Geburtstag des aktuellen Präsidenten zusammenfällt, wird er dieses Jahr punktuell wohl besonders gefeiert. Heute ehren sie das Symbol der Freiheit, der Einheit und der Widerstandsfähigkeit der Nation - die amerikanische Flagge.

Am Flaggentag veranstaltet die Stadt Atlantic City in Zusammenarbeit mit der American Legion Post 61 eine Zeremonie zur Ausmusterung von US-Flaggen. Die alten amerikanischen Flaggen, die von der American Legion und im Gebäude der öffentlichen Sicherheit gesammelt wurden, werden ordnungsgemäss entsorgt. Vertreter der Stadt Atlantic City, des Atlantic City Police Department und des Atlantic City Fire Department sind vor Ort und helfen bei der Entsorgung. Der dringende Appel an die Bevölkerung zeigt, wie wichtig die Flagge ist: «Werfen Sie niemals alte oder abgenutzte U.S.-Flaggen weg! Im Gebäude der öffentlichen Sicherheit gibt es das ganze Jahr über einen Einwurfkasten.»

 

Wir spazieren auf dem Boardwalk, einem hölzernen Holzsteg hinter den Dünen, bis zu den grossen Kasinos und dem Steel Pier, einer Art Jahrmarkt. Es ist wieder bewölkt und nieselt von Zeit zu Zeit.

Die Stadt ist keine Schönheit, die Kasinos zum Teil in die Jahre gekommen und zwischendrin stehen kleine, alte Häuser, die irgendwie fehl am Platz sind. Oder sind es die grossen?

Wir fahren zuerst dem Meer entlang und dann auf dem Highway Nummer 9 bis nach Cape May. Drei mögliche Übernachtungsplätze haben wir ins Navi einprogrammiert und hoffen, dass wenigstens einer kein Verbotsschild „No overnight stay“ aufweist. Den ersten müssen wir bereits einmal streichen. Auf dem Weg zum zweiten kommen wir an einem kleinen Wiesenparkplatz für Wanderer vorbei und wir sehen keinerlei Verbotschild für Nachtparkieren oder Wohnmobile, nur für Hunde und Velofahrer. Hier bleiben wir.

 

Sonntag, 15. Juni 2025 – Cape May

Am Morgen haben wir ein längeres Viseogespräch mit unserer Tochter zu Hause. Schon cool, dass man sich über eine solche Distanz live sehen und sprechen kann!

Wir fahren zum historischen Leuchtturm von 1859, der ein Wahrzeichen von Cape May ist. Von hier aus gelangt man auch an den Strand zum Bunker „Batterie 223“ der 1942 gebaut wurde. Wir umrunden ihn nur einmal und spazieren am Strand zurück zum Leuchtturm. Vor Ort schauen wir uns ein kleines Terrarium an mit Schlangen, Echsen und Fröschen.

Ganz in der Nähe an der Sunset Beach haben wir freien Blick auf das Frack der SS Atlantus, eines Betonschiffs, das während dem 1. Weltkrieg gebaut wurde. 1926 lief es 45 Meter vor der Küste der Sunset Beach auf Grund.

Am Abend schauen wir uns das schmucke Städtchen mit seinen victorianischen Häusern an. Die Washington Street Mall ist die Fussgängerzone und das Herzstück des Städtchens. Vorbei an Galerien, herzigen Boutiquen und Antiquitätenläden suchen wir uns ein Restaurant. An der Küste vorne werden wir fündig. Wir essen im Mermaids Restaurant direkt an der Beach zu Abend.

Es ist bereits am Eindunkeln, als wir zu Baloo zurückkehren, der brav in einer Seitenstrasse gewartet hat. Cape May hat uns mit seinem Charme wirklich gut gefallen.

Für die Nacht kehren wir nochmals auf unseren letzten Übernachtungsplatz zurück und buchen die Fähre von Cape May nach Lewes, Delaware für morgen Nachmittag.

 

Montag, 16. Juni 2025 - Womophobie

Wir sind schon früh auf, denn wir wollen den Cape May County Park & Zoo besuchen. Der Eintritt kostet nichts und so hat es auch viele Besucher, vor allem Eltern mit ihren kleinen Kindern. Der Zoo ist fast ganz in einen Wald eingebettet, schön angelegt und bietet ein paar besondere Tiere, wie Löwen, Giraffen, ein Leopard und einen Schneeleoparden. In einem Teil verläuft ein höhergelegter Steg, sodass man die Tiere von oben beobachten kann und so einen besseren Blick ins Gehege hat.

Wir sind pünktlich beim Fähranleger. Die Polizei läuft mit Spürhunden um die Autos und ein Mitarbeiter möchte einen Blick in unser Womo werfen. Man könnte meinen, wir überqueren eine Grenze, dabei geht es nur vom Bundesstaat New Jersey nach Delaware. Die Überfahrt dauert 1.5 Stunden und bei bedecktem Himmel hat es einige Wellen.

In Lewes angekommen, möchten wir den Tag auf einem Parkplatz am Meer verbringen, doch leider sind Wohnmobile überall verboten, auch tagsüber! Wir fühlen uns hier nicht gerade willkommen. Nach einigem Umherkurven finden wir an einer Seitenstrasse einen Parkplatz, wo wir Baloo abstellen.

Das Städtchen Lewes ist herzig und wird vorallem durch Schindellhäuser dominiert. Wir spazieren an der Waterfront und schauen den Kids beim Baseball Training zu. Die Regeln dieses Spiels erschliessen sich uns immer noch nicht ganz…

Da es in dieser Gegend wenig legale Übernachtungsplätze gibt, wir heute Morgen einen handgeschriebenen Zettel unter dem Scheibenwischer hatten, auf dem „No camping“ stand und wir uns hier nicht willkommen fühlen, sind wir etwas frustriert. Kurzerhand lädt Erich die „Harvest Hosts“ App herunter, wo wir uns anmelden und so bei 5587 Bauern, Winzern, Brauereien und Attraktionen übernachten können. Ausserdem gibt es 3598 Plätze bei Privatpersonen und Vergünstigungen bei 1237 Campingplätzen.

Wir werden das nach einer hoffentlich ungestörten Nacht genauer anschauen.

 

Dienstag, 17. Juni 2025 – Freddies Pond

Es hat uns niemand gestört und wir haben keinen Zettel unter dem Scheibenwischer, aber trotzdem war Annettes Schlaf nicht so tiefenentspannt wie Erichs.

Wir machen uns mit der neuen Übernachtungsapp bekannt und erstellen unser Profil, mit dem wir uns bei unseren Gastgebern vorstellen. Wir lernen, dass man sich auf jedem Platz anmelden soll. Bei manchen sogar einige Tage im Voraus. Dies bedingt, dass wir einige Tage vorausplanen müssen. Washington DC ist unser nächstes grösseres Ziel. Wir finden dort eine private Unterkunft, die für unseren Städtetrip ideal liegt, aber an unserem Wunschdatum bereits belegt ist. Die nächsten freien Tage dieser Unterkunft fallen aber genau in die kommende Hitzeperiode. Da möchten wir lieber nicht in der Stadt übernachten. Wir legen also die Tage in Washington fest und finden dafür einen State Campingplatz im Wald etwas ausserhalb der Stadt mit einem U-Bahnanschluss in der Nähe und füllen die Tage bzw. Nächte bis dahin mit anderen Plätzen auf. Unsere Reservierungen werden bestätigt und wir machen uns auf den Weg zum ersten Platz bei „Freddie’s Pond“ auf einer Wiese bei einem Teich. Der Bauer, der das Feld nebenan pflügt, steigt vom Traktor und begrüsst uns. Er bietet uns sogar an, dass wir bereits auf den nächsten von uns reservierten Platz am Wasser fahren könnten, da ihm dieser auch gehört. Wir haben also zufällig zwei Plätze vom selben Besitzer gebucht! Er ist Bauer und bearbeitet 8000 acres Land (3’237 ha oder 32km2)! Er hat ein Wohnmobil, mit dem er die letzten 3 Wochen 7600 Meilen durch die USA gefahren ist und ein Ferienhaus am Fluss, aber keine Zeit, um dies zu benutzen.

Am Nachmittag telefonieren wir mit lieben Freunden aus der Schweiz.

Wir stehen mitten in der Natur, neben Maisfeldern und einem Hühnermisthaufen, der sich vereinzelt mit seinem Geruch bemerkbar macht. Es ist heiss und schwül. Wir bleiben im Baloo, Erich muss arbeiten. Plötzlich ist Baloo voller Fliegen! Wo die wohl hereingekommen sind? Wir haben bei allen offenen Fenstern die Mückennetze unten. Wir vermuten, sie kommen durch die Lüftungsschlitze der Fenster, darum kleben wir einige Lüftungsschlitze ab.

 

Mittwoch, 18. Juni 2025 – am Marsh Creek

Wir machen uns früh auf den Weg. Erich hat in der Nähe eine Wäscherei neben einem Lebensmittelgeschäft ausgemacht. Die Waschmaschinen dort sind riesig, sodass wir mit zwei Maschinen durchkommen. Unsere Kleider trocknen wir nur an und hoffen, dass wir sie irgendwo aufhängen können.

Das Ferienhaus „Camp Gilbert“ liegt direkt am Wasser und hat es uns angetan. Während Annette die Wäsche aufhängt, zusammenlegt und die warmen Kleider versogt, instruiert Erich unseren Sohn zu Hause bei einem Problem mit unserer Lüftung und Kühlung, nun sollte es funktionieren.

Wir dürfen die Eismaschine und Wasser nutzen und uns an den Strom anhängen. Es ist extrem feucht. Die Klimaanlage läuft und kühlt und entfeuchtet Baloo. Wir sitzen draussen im Schatten der Bäume und sehen zu, wie dunkle Wolken aufziehen. Nach ein paar Regentropfen ist der Spuk vorbei und wir verbringen einen gemütlichen Abend draussen mit schönem Sonnenuntergang hinter dem Schilf.

Wir fragen bei unserem Gastgeber nach, ob wir noch eine zweite Nacht anhängen könnten, wir würden auch eine Gebühr zahlen, da dies für die zweite Nacht bei Harvest Host so vermerkt ist. Aber die Antwort unseres Gastgebers lautet: Stay as long as you want!

 

Donnerstag, 19. Juni – ein fauler Tag

Wir sitzen draussen im Schatten, als uns ein Fischer fragt, ob wir einen Catfish haben möchten, den er frisch gefangen hat. Wir begrüssen Stan, der auf einer alten Brücke fischt und plaudern eine Weile. Annette darf sich einen Fisch aussuchen und bittet Stan, ob er ihn töten könnte, da dieser noch lebt. Aber Stan meint nur, der stirbt dann schon. Also probiert Annette mit einem Stein dem Fisch das Genick zu brechen aber der Fisch, der zu den Welsen gehört, ist derart „gepanzert“, dass wir nicht sicher sind, ob Annette erfolgreich war. Das Ausnehmen geht gut aber das Abtrennen des Kopfes ist nur mit einem sehr scharfen und gezackten Messer möglich und Annette muss schwer sägen.

Erich trocknet die Starlink-Antenne ein weiteres Mal wieder ab und Annette kocht Kartoffeln für einen Kartoffelsalat. Nachher sitzen wir bei 32°C und mehr als 70% Luftfeuchtigkeit draussen im Schatten und Lesen.

Während der Nachmittagshitze ziehen wir uns in Baloo zurück und verbringen den Abend wieder draussen bis dunkle Wolken aufziehen und der Wind auffrischt. Wir flüchten gerade rechtzeitig ins Innere, bevor der Regen beginnt. Leider wird es nichts mit Fisch grillieren heute Abend. Aber auch nichts mit einem starken Unwetter.

 


Reiseroute

Reiseroute

von EF 15. Juni 2025
Eigentlich wäre heute nochmals Manhattan geplant gewesen, aber es ist bedeckt und nieselt aus dem Nebel. Das motiviert uns nicht besonders.
von EF 12. Juni 2025
Wir bereiten uns auf unseren Grenzübertritt in die USA vor. Das obligatorische Onlineformular I-94 für unsere Einreise haben wir in den letzten Tagen bereits ausgefüllt und bezahlt. Wir legen unsere Pässe, Fahrzeugausweis, internationaler Führerausweis, Versicherungsnachweis, Dokument über unsere persönlichen Medikamente und eine Auflistung unserer noch verbleibenden Lebensmittel, wie Nüsse, Äpfel, Gurken und Tomaten bereit.
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