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Türkei 4 - An der Südküste

EF • Apr. 17, 2024

Kurz & bündig

  • Grosse, kleine und unterirdische Terrassen
  • Endlich Ruhetag
  • Baloo muss leiden
  • Marmaris – 1001 Luxusyacht
  • Von Kopf bis Fuss im Schlamm
  • Am Schildkrötenstrand


Donnerstag, 11. April 2024 – Pammukale: Grosse, kleine und unterirdische Terrassen

 

Der Wecker klingelt um 6 Uhr früh, noch vor Sonnenaufgang. Wir schauen den unzähligen Heissluftballonen zu, wie sie in den Himmel steigen, wo sie von der Sonne erfasst werden und über die Kalksinterterrassen von Pamukkale ziehen. Ein Schauspiel!

Auch wir wollen uns die Sinterterrassen anschauen und sind bereits um 7.30 Uhr auf dem Parkplatz der Terrassen und Hierapolis, einer weiteren Ausgrabungsstätte.

Es ist noch angenehm kühl und hat noch nicht viele Besucher. Wir fotografieren die weissen Terrassen, die wie Pools am Hang kleben, von oben. Sie werden aus einer Thermalquelle gespeist und ihr Wasser schimmert hellblau. Es hat einen Weg, der auf dem Kalksteinfelsen hinunterführt und an verschiedenen, künstlich angelegten Pools vorbeiführt. Wir haben erst ein paar Schritte gemacht, als wir zurückgepfiffen werden - wir müssen die Schuhe ausziehen. So machen wir uns barfuss auf dem Kalk mit seinen Rillen auf den Weg. Zuerst ist das Wasser noch schön warm, wird dann aber immer kälter. In den einzelnen Pools baden wir unsere Füsse und gehen bis ganz hinunter. Der Aufstieg gleicht dann bereits einer Völkerwanderung. Und überall wird „geposed“, was uns so manches Lächeln abringt. Eine Blondine fragt Erich, ob er von ihr ein Foto machen würde. Klar. Erich möchte, dass sie auch ein Foto von UNS macht und zeigt auf SEINEN Fotoapparat, worauf die Blondine dann für Erich „posed“! Wir klären das Missverständnis auf und werden dann doch noch abgelichtet J.

Wir gehen an der Kante der Terrassen weiter bis zum mittelalterlichen Fort und Richtung Domitiantor von Hierapolis, kehren aber um, da das Gelände uns für heute zu weitläufig ist. Wir schauen uns einzig das Theater aus dem 2. Jahrhundert vor Christus an, wo wir erstmals eine rekonstruierte Bühne sehen. Vor der Bühne befindet sich ein tiefer Graben, sodass auch Raubtiere zur Schau gestellt werden konnten. Der Graben konnte danach geflutet werden, um Verunreinigungen zu eliminieren.

Am Mittag fahren wir weiter zum „Kleinen Pamukkale“. Mangels Parkplätzen und Platz zwischen der Menschenmenge fahren wir weiter und lassen Laudizäa ebenfalls links liegen. Unser Bedürfnis nach Ausgrabungen und archäologischen Überresten ist gesättigt.

Wir schauen uns auf dem Weg die kleine Grotte Kaklik Magarasi an, durch die eine kalkhaltige Schwefeltherme fliesst und ebenfalls Terrassen und Tropfsteine produziert.

Wir bleiben im Inland und fahren in die Berge auf 1137müM bis Doganbaba an den Salda Gölü (See), ein Naturschutzgebiet. Dort stehen wir mit Blick auf den See.

Hier sitzen wir draussen, geniessen die letzten Sonnenstrahlen und erholen uns von einem interessanten und ereignisreichen Tag.


Freitag, 12. April 2024 – Endlich Ruhetag

 

Nach so vielen Eindrücken von den letzten Tagen, legen wir an diesem schönen Fleckchen Erde eine Ruhepause ein. Wir verbringen den Tag draussen in einer totalen Stille, die nur durch Vogelgezwitscher unterbrochen wird. Annette backt einen Zopf für’s Mittagessen. Eine Ziegenherde wird von der Hirtin zum See geführt. Die vier Hirtenhunde sehen uns wahrscheinlich als Bedrohung an, auf alle Fälle kommen sie laut bellend auf uns zugerannt. Schnell flüchten wir ins Womo.

Am Nachmittag gesellt sich ein junges, deutsches Ehepaar mit einem alten VW-Bus ebenfalls an den Strand und wir tauschen uns aus.

Wir montieren unser Tarp, damit wir im Schatten sitzen können und weihen unsere Fitnessmatten draussen ein. Bis jetzt hat sie Annette wegen der Strassenhunde nur im Innern benutzt. Es gibt ein paar wenige Regentropfen am Nachmittag, doch dann ist es bis zum Abend wieder sonnig und das Tarp trocknet schnell im Wind.

Zum Abendessen gibt es leckere Lasagne, diesmal im Omnia gebacken.

 

Samstag, 13. April 2024 – Baloo muss leiden

 

Frisch geduscht, sind wir wieder voller Tatendrang. Doch müssen wir zuerst unseren Wassertank wieder auffüllen. Das ist in der Türkei kein Problem, es gibt viele Brunnen am Straßenrand. Wir nutzen die Gelegenheit und Erich befreit Baloo gleich noch vom gröbsten Schmutz.

Wir fahren durch die Berge über Hochebenen wieder ans Meer. Unterwegs möchten wir uns „Thera Antik Kent“, eine weitere, nicht sehr bekannte Ausgrabungsstätte in Mentese ansehen. Das Navi lotst uns in einen Feldweg, der irgendwann vor einem Tor endet. Zum Glück können wir wenden und fahren wieder zur Strasse zurück, wo wir beim nächsten Abbieger eine Beschilderung finden. Es ist ebenfalls ein einspuriger Feldweg, der von Zäunen eng eingerahmt ist. Es geht um enge Kurven, die wir gerade noch so schaffen, doch plötzlich ist auch dieser Weg für uns nicht mehr passierbar. Wir lassen Baloo in einer Ausbuchtung stehen und suchen den Weg zur Ausgrabungsstätte. Wir können am Hang oben braune Hinweisschilder ausmachen, doch wir sehen keinen Weg, der dort hinführt. Erich sucht auf der Karte nach einem Weg und führt uns zwischen einem Olivenhain hindurch auf einen überwachsenen Trampelpfad, der den Hügel hinauf geht. Nach etwa 10 Minuten und einigen Schweisstropfen stehen wir vor einem Felsengrab, dann kommt noch eines und bald stehen wir auf einer Ebene, wo ein verfallenes Theater und eingestürzte Mauern zu sehen sind - und ein Parkplatz! Es führt doch tatsächlich eine geschotterte Strasse von der anderen Seite hier hinauf! Wir vertiefen uns nicht in die Geschichte dieser ehemaligen Stadt, die weitläufig über den Hügel verteilt ist und wir viele Gräber in verschiedenen Ausführungen finden.

Es geht zwischen blühenden Blumen wieder den Hang hinunter zu Baloo, wo wir vor der nächsten Herausforderung stehen. Wie können wir auf diesem Feldweg wenden? Es gibt keine Ausbuchtung, die gross genug wäre und die engen Kurven werden wir rückwärts nicht schaffen. Es gibt einige Tore, die auf Felder führen, wobei die meisten abgeschlossen sind. Wir finden eines, das wir öffnen können und hoffen, dass kein Wachhund angerannt kommt. Doch auch hier geht es nur mit Würgen, da der Feldweg so eng eingezäunt ist. Baloo trägt ein paar Kratzer an der vorderen Stossstange davon und wir atmen auf!

Unser nächstes Ziel sind die Felsengräber „Kaya Mezalari“ in Gökova, die gleich an der Strasse zu finden sind und nicht viel Zeit beanspruchen, da man die handvoll Gräber nur von ausserhalb der Abschrankung betrachten darf.

Auf der Suche nach unserem Übernachtunsplatz führt uns das Navi wieder in die falsche Richtung und wir müssen umkehren. Heute ist irgendwie der Wurm drin!

Spät, aber wohlbehalten kommen wir auf dem Parkplatz an einem Flussdelta in Bucakalan an, wo bereits einige Einheimische mit ihren Campern an der Einwasserungsstelle stehen. Wir gesellen uns zu ihnen. „Merhaba“.

 

Sonntag, 14. April 2024 - Marmaris – 1001 Luxusyacht

 

Gegen Mittag machen wir uns auf nach Marmaris, eine Stadt, die für ihren Yachten- und Pauschaltourismus bekannt ist. Wir wollen hier zu Mittag essen. Wir parkieren Baloo und spazieren Richtung Meer und Marina. Heute ist mit über dreissig Grad, der bisher heisseste Tag. Wir werden von einem Juwelier vor seinem Laden angequatscht, nicht aufdringlich, eher interessiert. Er merkt bald, dass wir an Schmuck kein Interesse haben. Wir gehen durch den überdeckten Basar, der eher einem Einkaufszentrum für Markenartikel gleicht, wobei die Preise auch in Euro und Pfund angeschrieben sind. Wieder draussen zieht es uns, weil schon weit nach Mittag, ins nächstbeste Restaurant, wo wir mit unzähligen Spaniern eine Pizza zu schweizer Preisen essen. Zum Dessert gibt es Cheesecake. Unser Hunger ist gestillt und wir schlendern der Marina entlang, wo wir neben Ausflugsbooten ganz viele herzige Restaurants entdecken, die nicht nur die bessere Sicht gehabt hätten, sondern zum Teil auch etwas günstiger gewesen wären….

Hier liegen auch bis zu 1500 Luxusyachten vor Anker! Wir biegen in die Altstadt ein und gelangen durch herzige, herausgeputzte Gässchen bis zur Burg, die sich Erich gegen Bezahlung, ansieht.

Danach schlendern wir durch Einkaufsstrassen. Annette kauft im Migros das nötigste ein und wird an der Kasse auf Englisch nach der Migroscard gefragt. Ihre Antwort: „Ja, die habe ich aber aus der Schweiz.“ Dann geht es zurück zum Baloo.

Marmaris hat durchaus schöne Plätzchen, ist aber fest in der Hand der Touristen und der Schickeria des Landes.

Auf der Fahrt zu den Topalar Wasserfällen, sind wir froh um unsere Klimaanlage. Wir beschliessen, die Wasserfälle morgen anzusehen und sitzen beim Parkplatz draussen im Schatten, wo ein angenehmer Wind bläst. Eine Schildkröte leistet uns Gesellschaft.

 

Montag, 15. April 2024 – Von Kopf bis Fuss im Schlamm

 

Erich muss einen Büromorgen einschieben. Am Mittag geht es per Pedes die 400 Meter Luftlinie zum Wasserfall hoch. Das Kassenhäuschen ist um diese Jahreszeit geschlossen aber wir hätten die 15 TL (50 Rappen) auch gerne bezahlt. Wir wandern dem Fluss entlang hinauf, der sein glasklares Wasser immer wieder in verschiedenen Becken sammelt. Oben angekommen, ergiesst sich ein etwa 8 Meter hoher Wasserfall in ein grösseres Becken. Erich zieht seine Schuhe aus und watet ins Wasser. Es ist kalt und glitschig und er kann gerade noch verhindern, dass mehr als nur seine Hose nass wird.

Nachdem wir die Szenerie haben wirken lassen, machen wir uns an den Abstieg.

Ein weiteres Highlight steht an: die Schlammbäder „Camu Banyosu“ in Dalyan. In Google steht zwar, dass sie vorübergehend geschlossen sind, doch davon wollen wir uns selbst überzeugen, ist doch die letzte Rezension schon 3 Monate alt. Doch leider hat Google recht. Die Enttäuschung ist gross- vorallem bei Annette. Ein Einheimischer steht neben dem Auto und wir fragen ihn auf Englisch nach den Schlammbädern. Leider sprechen viele Türken kein Englisch und so zeigen wir ihm ein Foto von den Schlammbädern. Sein Gesicht erhellt sich und er zeigt in eine andere Richtung und erklärt uns anscheinend einen Weg. Wir schauen auf Google nach, bis er in einem Auto kommt und „follow me“ sagt. Er fährt uns voraus nach Sultanyie, wo wir vor einem weiteren Schlammbad stehen. Der Eintritt kostet 20 TL (60 Rappen). Wir haben uns schnell einen Überblick verschafft und „schlammen“ uns im Outdoor-Schlammbad so tüchtig ein. Dann ist trocknen angesagt. Wir setzten uns in die Sonne mit Blick auf den See und warten, bis die Haut anfängt zu spannen und der Schlamm trocken ist. Wir haben gesehen, dass die Einheimischen zuerst in den See springen, bevor sie unter die Dusche gehen. Wir machen das ebenfalls so und sind erstaunt, dass der See nicht kälter ist.

Jetzt kommt das Thermalbad, ebenfalls outdoor. Im 39 Grad warmen Schwefelwasser halten wir es jedoch nicht die möglichen 15 Minuten aus.

Bei Dr. Fish Therapy (www.doktorbalik.com) kann man sich die Füsse von Fischen behandeln lassen. Dies kostet extra. Wir wollen uns dieses Erlebnis nicht entgehen lassen und halten unsere Füsse in ein Becken mit zig kleinen Fischen. Sofort werden die Füsse „befallen“ und die Fische saugen sich an der Haut fest. Das kitzelt am Anfang ganz schön aber man gewöhnt sich daran.

Nach der ganzen „Prozedur“ fühlen wir uns wie neu geboren, aber auch müde. Es war ein cooles Erlebnis!

Wir fahren nur ein paar hundert Meter und gesellen uns zu mehreren Campern, die neben der Strasse auf einer Wiese stehen. Zuerst begrüsst uns ein deutsches Ehepaar, die jeden Morgen ins Schlammbad gehen und dann kommt ein junges schweizer Paar, das mit dem Fahrrad unterwegs ist und bis nach Armenien möchte. Sie haben dafür ein Jahr Zeit und sind bereits acht Monate unterwegs.

Wir sitzen draussen bis es eindunkelt und die Mücken kommen.

 

Dienstag, 16. April 2024 - Schildkrötenstrand

 

Kurz vor Mittag machen wir uns auf zum Strand von Itztuzu. Dazu müssen wir mit einer kleinen Fähre den Fluss Dalyan Strait überqueren. Hinter uns hat gerade noch ein PKW Platz auf der Fähre. Es dauert keine fünf Minuten, bis wir auf der anderen Flussseite rückwärts von der Fähre fahren können.

Auf dem Weg zum Strand kommen wir an einigen Restaurants vorbei, wobei uns eines ganz besonders gefällt. Die Tische stehen auf kleinen Terrassen auf Stelzen mit Blick auf den Ala Gölü (See). Wir sind die einzigen Gäste und werden von einer Frau bedient und bekocht. Erich probiert türkische Ravioli und Cay, Annette Gözleme mit Kräutern und Käse gefüllt, dazu Ayran (Buttermilch).

Es sind nur noch wenige Minuten bis zum 4 Kilometer langen Strand in einer grossen Bucht. Der Strand wird auch Turtle Beach genannt, weil hier die Wasserschildkröten zwischen Mai und Juli ihre Eier im Sand vergraben. Vor Ort wird auch eine Auffangstation für Schildkröten betrieben. Zurzeit werden sieben Schildkröten gepflegt, die allesamt von Schiffsschrauben verletzt wurden. Ein Architekturstudent, der hier als Volontär arbeitet, beantwortet unsere Fragen und erweitert unser Wissen über diese Tiere. Im Sommer beherbergen sie bis zu dreissig Tiere. Ziel ist es immer, sie wieder auszusetzen. Bei einer, die nach einer Kopfverletzung gelähmt ist, wird das nicht mehr möglich sein.

Der Strand ist in der Nacht gesperrt und in der Eierablegezeit werden die Orte der Nester gekennzeichnet und mit Drahtgeflecht geschützt. Nach zwei Monaten krabbeln dann die kleinen Schildkröten aus dem Sand und machen sich auf den gefährlichen Weg zum Meer. Pro Jahr werden über siebenhundert Nester gekennzeichnet!

Im Moment ist der Strand nur von Touristen bevölkert. Es gibt einen Erste Hilfe- Posten, einen Ausguck für die Badeaufsicht und sogar eine provisorische Moschee zum Beten. Und natürlich jede Menge Sonnenliegen! Wir hoffen, dass dieses Miteinander von Touristen und Schildkröten noch möglichst lange funktioniert!

Wir setzten uns ins Café, trinken etwas und schlecken ein Magnum (da weiss man, was man hat).

Nun holen wir unsere Campingstühle heraus und setzen uns in den Schatten der Bäume. Es bläst ein Wind, der abwechselnd heiss und dann wieder kühler daherkommt. Beim Einräumen sprechen uns Türken an, die seit über vierzig Jahren in der Schweiz leben. Sie wollen wissen, wo wir überall hinwollen und freuen sich, dass wir auch bei ihrem Heimatdorf, ganz im Osten des Landes, vorbeifahren wollen. Gerne werfen sie auch einem Blick in unser Womo.

Wir fahren nicht mehr weit und schlagen unser Nachtlager an der Strasse zum Strand auf einer Wiese auf.

 


Reiseroute

Reiseroute

von EF 02 Mai, 2024
Wir bleiben noch bis nach dem Mittagessen und fahren dann durch die kargen und steinigen Berge in den Nationalpark Altinbesik. Dort erhalten wir beim Parkwächter schon mal einen Helm....
von EF 02 Mai, 2024
Bis anhin haben wir einen Stoff-Hängeregal für Unterwäsche, Socken und dergleichen im Kleider-schrank aufgehängt. Dieser hat sein Lebensende erreicht. Auch hat er die enorme Tiefe des Klei-derschrankes von gegen 80cm nicht nur zu einem kleinen Teil ausnützen können: eine andere Lösung ist gefordert
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