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Griechenland 10

EF • Juni 08, 2022

Donnerstag, 2. Juni 2022, Kanal von Korinth

Heute wollen wir es noch einmal in Chalkida versuchen, das wurmt uns sonst zu sehr. Wir sind zeitig dort, sodass wir auch noch einem Blick in den Schlosshof werfen können. Unten bei der Brücke setzen wir uns auf eine Bank, die im Schatten steht und warten. Immer wieder haben wir das Gefühl, dass das Wasser langsamer fliesst, aber es dauert noch über eine Stunde, bis es wirklich langsamer wird. Vor der Brücke bilden sich oberflächliche Strudel und man merkt, dass sich etwas tut. Es geht noch eine ganze Weile, bis sich die Flussrichtung des Meeres ändert, zuerst ganz zaghaft, dann nimmt die Strömung zu. Das Schauspiel dauert nicht sehr lang, verglichen mit den enormen Wassermassen, die zum Stillstand kommen müssen und dann wieder mit 12 km/h in Fahrt geraten. Und mit der Strömung kam auch eine Meeresschildkröte in unsere Richtung. Wir sehen sie ganz kurz, wie sie Luft holt und wieder abtaucht.

Heute ist es wieder um die 34° Grad und wir sind froh, dass wir einige Kilometer im gekühlten Baloo zurücklegen können. Heute fahren wir an vielen Fabriken und Logistikzentren (deren Zufahrt so eng ist, dass keine Lastwagen kreuzen können!) vorbei. So viel Industrie auf einem Haufen haben wir die letzten sieben Wochen nie gesehen.

Was wir heute auch viel gesehen haben, sind Gewichtsbeschränkungen auf 3.5 Tonnen. Die ersten umfahren wir, bis wir merken, dass der einzige Grund für diese Tafeln ist, dass keine Lastwagen zugelassen sind. In der Nähe der Autobahn möchten sie diese lieber dort und nicht durch die Dörfer haben. Also fahren wir weiter und werden „nur noch“ durch Umleitungen ausgebremst.

In Korinth steigen wir kurz aus und spazieren über die Brücke, die über den Kanal von Korinth führt.

Dieser beachtliche Kanal wurde von 1881- 1893 erbaut, ist 6343 Meter lang und 84 Meter tief. 1944 wurde es von der Deutschen Wehrmacht bombardiert und wurde mit Hilfe der Amerikaner während zweier Jahre wieder hergestellt. Im Moment ist der Kanal geschlossen, da im Januar 2021 ein Felssturz niederging. Diese „Abkürzung“ durch’s Landesinnere erspart den Schiffen etwa 400 Kilometer Weg um den Peloponnes.

Wir fahren nach Akrokorinth auf 374 müM hinauf, wo Erich einem deutschen Ehepaar ein paar Tipps für ihr Navi gibt und wie sie die Park4Night App nutzen können. Sie sind auf ihrer ersten grossen Reise mit ihrem neuen Wohnmobil. Langsam füllt sich hier der Parkplatz mit verschiedenen Campern. Es ist sehr windig und immer noch 27° Grad im Wohnmobil, als wir zu Bett gehen.


Freitag, 3. Juni 2022, Wenn der Hafer sticht

Da sticht uns der Hafer: heute schauen wir uns vor der grossen Hitze Akrokorinth, also das „obere“ Korinth, an. Gestern sind wir auf dem Weg hierher an der Ausgrabung der alten Stadt Korinth, wo auch der Apostel Paulus gewirkt hat, vorbeigefahren. Akrokorinth ist eine Festung auf einem Berg bis 575 müM, wurde in der Zeit um 700 v. Christus erbaut und umschliesst eine Fläche von 250‘000m2! Durch ihre drei Festungsmauern im Westen und diejenige auf den Felsen rund um die beiden Bergspitzen war sie schwer einzunehmen und strategisch gut positioniert. Die Quellfassungen des Berwassers und die Selbstversorgung ermöglichten den Bewohnern eine Belagerung jahrelang auszuhalten. Wir wandern den Hang hinauf und durchqueren das Eingangstor. Bis ins 19. Jahrhundert haben hier noch Leute gewohnt, jetzt gibt es nur noch wenige intakte Häuser. Wir sehen uns eine Kirche an, ein Haus und wandern an den höchsten Punkt, wo der Tempel der Aphrodite gestanden hat. In der Antike wurde hier die Göttin der Liebe mit religiöser Prostitution von 1.000 heiligen Kurtisanen verehrt. Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Tempel durch eine byzantinische Kapelle ersetzt, es stehen heute nur noch die Überreste.

Das Wandern hat so eine Tücke: wir nehmen einen Weg praktisch der Mauer entlang, bis er immer schmaler wird und wir durch ein Couloir hinaufsteigen und durch wildgewachsenen Hafer uns den Weg bahnen müssen. Der Hafer hat uns wortwörtlich gestochen.

Von hier hat man einen 360° Ausblick in die Ebene um die Landvebindung aufs Festland und auf das Meer. Zum Schluss besteigen wir einen Turm und bewundern die Aussicht noch einmal, leider ist die Sicht wieder etwas milchig.

Nachdem wir uns von unserer über zweistündigen Wanderung erholt haben (Aussendusche sei Dank), fahren wir der Küste entlang Richtung Patras und biegen dann nach Süden ab und fahren auf den Panacheiko, wo unsere erste Tour beginnt, die wir in diesen Ferien starten wollten und wir vom Schnee überrascht wurden. In der Hochebene, bei den vielen Windrädern übernachten wir am selben Platz, wie letztes Mal, nur dass wir den Platz diesmal auch sehen können. Am Meer war es heute wieder 37° Grad heiss, hier oben auf 1546 müM ist es mit 22° Grad angenehm kühl und doch einiges wärmer als vor 7 Wochen.


Samstag, 4. Juni 2022, auf die Fähre

Wir geniessen den frisch gepressten Orangensaft, das frische Brot von heute Morgen und die kühlen Temperaturen. In der Nacht war es 15°C. Wir verbringen die Zeit bis zu unserer Abfahrt mit Lesen und Bilder bearbeiten.

Unsere Fähre, die ursprünglich um 17 Uhr ab Patras ablegen sollte, wurde auf 20.30 Uhr verschoben. Also wird nichts aus unserem Besuch im Restaurant „Casetta“ in Brisighella, am Sonntagabend, da wir auch dreieinhalb Stunden später in Ancona ankommen werden. Schade.

Als wir hier oben abfahren wollen, hat sich wieder ein etwas grösserer Stein in unseren Zwillingsrädern verkeilt. Auch mit dem Spannset bringen wir ihn nicht durch Ziehen heraus. Wir legen das Spannset kurzerhand um den Unterfahrschutz und Bergungsösen und spannen es so lange, bis sich der Stein löst. Zum Glück haben die Reifen keinen grossen Schaden genommen! Wir fahren vom Panacheiko wieder an die Küste und die Temperatur steigt wieder auf 34° Grad. Pünktlich drei Stunden vor Abfahrt checken wir im Hafengebäude ein und schlecken dort unser letztes Glacé auf griechischem Boden. Dann geht es in die Warteschlange vor der Fähre. Davor wird unser Womo noch durchsucht. Wir müssen alle Klappen öffnen und auch den Innenraum, samt Dusche zeigen. Nein, wir haben keinen Blinden Passagier, den wir an Bord schmuggeln würden. Dann stehen wir in der prallen Sonne und warten und warten. Wir gehören wieder zu den letzten Fahrzeugen in unserer Schlange. Irgendwann kommt unsere Fähre an und das Entladen dauert und dauert. Eigentlich sollten wir schon lange auf See sein. Mit drei Stunden Verspätung legen wir ab.

In unserer Kabine funktioniert die Aircondition nicht richtig und Erich sorgt dafür, dass wir eine andere Kabine kriegen. So dauert es eine Weile, bis wir endlich einschlafen.



Sonntag, 5. Juni, auf der Fähre

Wir haben ganz gut geschlafen und schlagen uns die nächsten Stunden um die Ohren. Zum Mittagessen gehen wir ins Restaurant, machen danach einen Verdauungsspaziergang an Deck – es sind 320 Schritte einmal rundherum. Weil dies kein Traumschiff mit Pool und Unterhaltung ist, geniessen wir die Kabine so lange, bis wir Rückenschmerzen vom Liegen haben. In der Bar lösen wir einige Rätsel bis wir endlich um halb elf, italienische Zeit, in Ancona ankommen. Erich muss rückwärts die enge Rampe im Schiff herunter und rückwärts vom Schiff fahren. Und wieder machen wir Bekanntschaft mit einem gestressten Fährenarbeiter. Er steht vor unserem Auto und ruft: „Light“ und deutet auf unsere Lichter. Erich schaut nach und stellt sicher, dass die Lichter an sind. Aber das reicht unserem Arbeiter nicht und er gestikuliert weiter wild und deutet auf unsere Lichter. Dann kommt er entnervt, macht die Türe auf und sucht den Lichtschalter, findet aber nur den Scheibenwischer. In der Zwischenzeit realisieren wir, dass wir die Lichter hätten ausschalten müssen, damit er nicht geblendet wird.

Erich hat einen Übernachtungsplatz in Falconara herausgesucht, den wir ansteuern. Leider ist er geschlossen. Das hat uns gerade noch gefehlt, denn inzwischen sind wir müde. So fahren wir weiter bis Chiaravalle, wo wir auf einem ruhig gelegenen Parkplatz am Rande der Stadt übernachten können.



Montag, 6. Juni, auf der Autobahn

Um 9 Uhr machen wir uns auf den Weg. Gut 700km sind es bis nach Hause, 440km davon wollen wir heute zurücklegen, zum Parkplatz in Tradate beim Naturpark. 90% Autobahnfahrt. Mit dem adaptiven Tempomat geht dies recht entspannt, jeweils hinter einem LKW, vorwärts. Acht Stunden, einige Staus und zwei Podcastbotschaften unserer Pfarrer später kommen wir heil an.

Dazwischen lag aber auch noch die beste Gelateria des gesamten Trips. Es geht halt nichts über italienische Gelati, die mit Liebe hausgemacht wurde.

Wir geniessen draussen die mit 24°C nun angenehme Umgebung und schlafen herrlich.


Dienstag, 7. Juni, im Regen nach Hause

Die Hoffnung hat sich erfüllt: Es regnet in Strömen. Nach der doch recht staubigen Reise kann unser Baloo einen reinigenden Regenguss gebrauchen. Die Schlussetappe zeigt uns die schöne Schweiz von Süd nach Nord. Der Regen ermöglicht grüne Wiesen und Wälder, viele Seen und eine Stimmung, die unsere Stimmung positiv beeinflusst. So kommen wir freudig und voller Eindrücke wohlbehalten wieder zu Hause an. Gott sei Dank.



Nachlese

Die ersten vier Wochen mit Freunden, auch auf Offroad Touren, haben die Gemeinschaft leben lassen. Diese Wochen waren eher kühl, scheinbar der kühlste Frühling seit Menschengedenken. Nachher haben wir es etwas gemütlicher angegangen und das Land und die Leute auf uns wirken lassen. Eine Empfehlung können wir problemlos aussprechen, sofern jemand Griechenland nicht nur mit Sonne, Sandstrand und Liegestuhl in Verbindung bringen will. Klöster und Kirchen haben wir irgendwann genügend gesehen.

Aber es ist schon grandios, was die alten Griechen alles gebaut haben, der Kanal von Korinth oder die unzähligen Gebäude, die leider zerfallen sind oder die Tempel und Säulen, die mit tonnenschweren Felsbröcken gebildet wurden oder auch die Amphitheater, die akustische Meisterwerke sind.

Die Landschaft bietet auch im Inland sehr viel Möglichkeiten für Wanderungen, zu Fuss oder mit dem Fahrrad. Tausende Tavernen laden zur Gewichtszunahme ein, das Essen ist gut, vor allem mit einheimischen Esswaren wie Tomaten, Gurken, Zwiebeln, Fleisch (manchmal etwas trocken) und meistens mit Pommes-Frites. An Ständen an der Strasse kann man weiteres Gemüse und Früchte zu für uns sehr günstigen Preisen erstehen.

Die letzten Wochen waren dann viel wärmer, schon fast heiss. Im Hochsommer dürfte es noch viel heisser und damit recht herausfordernd sein. Auch die touristischen Hotspots werden dann und wann überlaufen sein.

Für die Overlander sei gesagt, dass ausser in den Städten auf den Strassen sehr wenig Verkehr und damit recht angenehm zum Reisen war. Manchmal waren mehr Tiere wie Schildkröten, Schlangen und Ziegen unterwegs als Autos. Das mag auch mit den massiv gestiegenen Treibstoffpreisen zusammenhängen, den sich viele Griechen einfach nicht mehr leisten können.

Wir sind sehr viel in den Bergen herumgekurvt, was sich am Diesel- und Pneuverbrauch manifestiert hat. Landschaftlich ist Griechenland, welches mehr als dreimal so gross wie die Schweiz ist, fast ausschliesslich gebirgig.

Griechenland ist sicher eines der finanziell ärmeren Länder in Europa. Viele Häuser sind in einem schlechten Zustand oder gar nicht fertig gebaut. Was alles dem Corona-Virus zuzuschreiben ist, und was weiteren Einflüssen, war für uns natürlich nicht ersichtlich.

Insgesamt hat uns Griechenland gut gefallen und wir können es gerne weiterempfehlen, die Reise war es uns jedenfalls wert.


Reiseroute Griechenland


Statistik

Übernachtungen 57
Strecke 5225 km
Verbrauch Diesel 891 lt
Verbrauch Diesel 17.6 lt/100km
Tagesstrecke 90 km/Tag
Tagesstrecke ohne Anfahrt 64 km/Tag
von EF 15 Mai, 2024
Heute ist Waschtag angesagt. Darum fahren wir vom Nemrut Dagi Berg früh auf den Stellplatz bei der Pension Nemrut in Karadut, wo wir uns in den Hof stellen können. Die Pension hat 12 Zimmer und wird von einem Koch und einem Hausangestellten betrieben.
von EF 15 Mai, 2024
Das Sideboard bei der Hecksitzgruppe ist sehr praktisch und überaus beliebt. Das hat zur Folge, dass übermässig viele Kleinteile den Weg dorthin finden. Auch die super Schublade gleich darunter teilt dieses Schicksal. Schon fast seit der Übernahme hat mich gestört, dass sich unter der Küchenabdeckung auf über einem Meter Breite und 10cm Höhe mehr Luft als notwendig befindet. Also muss beidem abgeholfen werden, denn sie ergänzen sich optimal: Eine Schublade zwischen Kühlschrank und Gaskocher und eine zwischen Unterschrank und Arbeitsplatte neben dem Abwaschbecken. Gesagt, getan. Die Frontabdeckungen sind vorhanden und müssen nur etwas angepasst werden. Die Schublade oberhalb des Kühlschrankes benötigt zwei Auszugschienen an der Seite und einen Push-Lock in der Mitte. Das Material und der Holzzuschnitt inkl. der sauberen Bohrung für den Push-Lock lasse ich bevorzugt durch den Schreiner von Tartaruga machen. Dann passt dies besser, als wenn ich daran gehen. Damit ergibt sich eine Schublade in voller Kühlschrankbreite von 472 x 233mm Innenbreite. Die Tiefe ist auf Grund der Gasanschlüsse für den Gaskocher auf 40mm beschränkt. Dies reicht jedoch für kleinen Krimskrams. Eine Herausforderung ist noch eine Begrenzung, damit die Kleinteile beim Offroaden nicht herausfliegen, so wie die Gewürze aus dem original Bimobil-Gewürzregal, und hinter dem Kühlschrank verschwinden. Die Schublade beim Abwaschbecken benötigt etwas mehr Hirnschmalz, da diese Schubladenauszüge nicht einfach seitlich befestigt werden können. Die Frontabdeckung will ich trotz der beiden Steckdosen nicht schneiden, der Aufwand dafür ist für mich als Laienschreiner zu gross. Dafür kann ich die Frontabdeckung drehen und die Steckdosen mit Spiralkabel anschliessen. So ziehen wir diese mit der Schublade auch heraus. Für die Montage der Ausszugsschienen bieten sich Metall-Montagewinkel 100x100x3mm an. Platz gibt es in dem 424x227x110mm Schubladenfach optimal für A4 grosse Kataloge und Sichtmappen. Das Sideboard ist nun nicht mehr überstellt.
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